Hintergründe

Die Bedürfnishierarchie nach Abraham Maslow

Die Frage was Menschen zufrieden und glücklich macht, untersuchte Abraham Maslow, der Begründer der humanistischen Psychologie, über viele Jahre. Er beschäftigte sich dafür mit Persönlichkeiten, die als zufrieden oder sogar glücklich gelten konnten. Er wollte die Faktoren beschreiben, die zu diesem Zustand führen.
Die Auswahl der Probanden bietet natürlich eine große Angriffsfläche für Kritik, da sie nicht völlig mit den Regeln empirischer Studien in Einklang stehen. Maslow bemerkt in seinem Buch „Motivation and Personality“ selber dazu:

„Diese Art Forschung ist an sich derart schwierig […], dass wenn wir auf konventionelle, zuverlässige Daten warten müssten, wir für immer warten würden.“

Um mich nicht in der erkenntnistheoretischen Diskussion zu verlieren, will ich Maslows Modell lediglich als Hypothese ansehen. Allerdings als eine, die hinreichend plausibel ist.
Maslow geht von einem positiven Menschenbild aus. Er bemerkt in seiner „Psychologie des Seins“:

„Destruktivität, Sadismus, Grausamkeit sind nicht inhärent [ nicht dem Menschen eigen], sondern wesentliche Reaktionen auf Frustrationen unserer inhärenten Bedürfnisse.“

Seiner Vorstellung nach sind wir Wesen, die auf ein persönliches Wachstum angelegt sind, für das zunächst die Befriedigung von sogenannten „Mangelbedürfnissen“ bis zu einem gewissen Grade notwendig ist. Darunter sind die physiologischen Bedürfnisse nach Nahrung und Schlaf, das Bedürfnis nach Sicherheit und nach sozialer Anbindung zu verstehen. Und es ist einleuchtend, dass ein hungriger, durstiger Mensch, jemand der in Angst lebt oder ein einsamer Mensch nicht zufrieden sein kann.
Aber auch die „Wachstumsbedürfnisse“, Anerkennung oder Wertschätzung und Selbstverwirklichung sind für ein zufriedenes Leben wichtig. Allerdings ist es schwer bei diesen Bedürfnissen von einem „Genug“ zu sprechen, während man beispielsweise beim Essen den Zustand „Satt“ durchaus erreichen kann.

Ein unbekannter Autor setzte dieses Modell in eine Grafik in der Form einer Pyramide um:

maslow_beduerfnispyramide

Diese Grafik bringt sehr schön zum Ausdruck, dass es grundlegendere Bedürfnisse gibt und solche die weniger dringend erfüllt werden müssen. Es wäre aber ein Fehler, dieses Modell absolut zu setzen oder als strenge Hierarchie aufzufassen.

An dieser Stelle möchte ich nun eine Unterscheidung einführen: „Bedürfnisse“ sind allen Menschen, gleich welcher Herkunft, eigen. Ich interpretiere Maslow so, dass zufriedene Menschen überall auf der Welt ihre Bedürfnisse, wie sie in der Pyramide dargestellt sind, weitgehend befriedigt haben. „Wünsche“ ergeben sich aus den Bedürfnissen in der jeweiligen kulturellen Umgebung. Das beginnt bei den physiologischen Bedürfnissen -jeder Mensch will trinken, nicht jeder Mensch muss Cola trinken- geht über die Sicherheitsbedürfnisse bis hin zur Wertschätzung und Transzendenz. Die Lebensversicherung, die Rolex oder ein Gleitschirmkurs sind Wünsche, die auf den Bedürfnissen nach Sicherheit, Anerkennung und Selbstverwirklichung beruhen.
Es kann nicht darum gehen unsere Bedürfnisse zu verändern. Ich zweifle daran, dass das nach diesem Modell überhaupt denkbar ist. Aber wir können sehr wohl deren Umsetzungen in unserer Kultur überdenken und dahingehend überprüfen, ob sie intelligent im Sinne von „zukunftsfähig“ oder eben nachhaltig sind.
Wie die Wünsche dann gewandelt werden können, steht freilich auf einem anderen Blatt.