… ein Unwillen zum Haben

Es mag überraschend sein – ich jedenfalls bin überrascht – aber es stellt sich bei mir ein großer Widerwille ein, den Dingen im Bauwagen irgendetwas hinzuzufügen. Es ist tatsächlich so: Die Dinge die wir besitzen, besitzen im Grunde auch uns. Sie fordern unsere Aufmerksamkeit. Sie wollen genutzt, gepflegt und angemessen aufbewahrt werden. So beanspruchen Sie unsere Zeit und unsere Energie.
Das ist Theorie, bis man sich für einige Zeit von ihnen frei macht. Dann spürt man wirklich eine „Befreiung“. Sicher eine Ursache für die Gelassenheit, die ich in den letzten Tagen erlebe. Wenn ich darüber nachdenke, was ich als nächstes brauche, und seien es nur zwei Geschirrtücher, habe ich einfach keine Lust etwas zu besorgen. Es ist, als würde ich von mir verlangen, einen Teil meiner neuen, erfrischenden Freiheit wieder aufzugeben. Schließlich konnte ich mir ja in den ersten Tagen auch anders helfen.
Wenn diese Selbsthilfe aber so aussieht, dass ich mir in der Teeküche kurz das Handtuch leihe, ist das kein Zustand, der dauerhaft sein kann. Langfristig ist so eine Strategie nämlich wenig sozial. Es stellt sich also die Frage, welche Funktionen muss eine Wohnung und ihre Ausstattung „autark“ erfüllen und welche äußeren Möglichkeiten können mitgenutzt werden, wenn ein suffizientes Wohnkonzept nicht zu sehr gesellschaftliche Konventionen verletzen soll.
Nun gibt es zum Glück auch zwingende Situationen. Am Sonntag fand bei mir ein Mini-Pressefrühstück statt. Gegen 9.30 Uhr besuchte mich eine Journalistin. Es schien mir angemesen etwas zum Frühstücken anzubieten… ein paar Brötchen, etwas Kaffe kochen. Und natürlich brauchte ich dafür eine zweite Garnitur Geschirr und Besteck. Inklusive Zuckertopf und Milchkännchen sind also zehn Gegenstände zu meiner Einrichtung dazugekommen. Das Körbchen für die Brötchen habe ich mir aber gespart, da ich die Tüte ganz ansprechend zurechtfalten konnte. Nach dem Frühstück diente sie noch als Beutel für den Biomüll.

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