Früher Vogel klopft ans Dach …

… auch wenn ich zugeben muss, dass das vielleicht nur bei mir so ist. Jedenfalls weckten mich heute Morgen drei Kohlmeisen, die über das Dach des Bauwagens liefen und um eine Stelle am Sparren flatterten. Immer wieder hingen sie kurz daran und pickten nach etwas. Möglicherweise hatten sie irgendein Insekt entdeckt. In jedem Fall war das einer der freundlichsten Wecker, die ich bisher gehört habe.
Es war ganz nett noch etwas liegen zu bleiben und den Meisen zuzusehen. Dabei wandern die Gedanken gerne ein wenig zurück. Der Sommer war heiß, aber als ich am Freitag nach Köln zum WDR fuhr, durfte ich sehen, wie um Mühlheim herum der Herbst ins Land kam. Mit Blitz und Donner und ungeheuren Regengüssen wusch er die Hitze aus den Straßen und stellte klar, was die Stunde geschlagen hatte. Nun dürfen wir uns ein paar warme Herbsttage wünschen. Im Baumwagen ist es morgens recht kühl. Das ist gar nicht unangenehm. Frisch, aber eine Heizung brauche ich noch nicht. Nur ein Wollpullover kommt jetzt in meine Ausstattung. Ja der heiße Sommer … ich war immer mal wieder unterwegs. Auf eine große Reise in die Sonnenländer habe ich dieses Jahr verzichtet und blieb in Deutschland. Doch konnte ich etwas ausprobieren, was mich schon länger beschäftigt. Ich habe eine kleine Tochter und mein Vorurteil war bislang, man müsse, um mit einem so kleinen Kind zu verreisen, ein Auto haben. Denn schließlich braucht man so viel Kleidung, Spielzeug und etwas Verpflegung ist auch nötig. Die Alternative, so mein Vorurteil, ist sich mit einem riesigen Plastikrucksack und vermutlich allerlei Taschen auf irgendwelchen Bahnhöfen herumzuquälen. Aber wegen eben dieser Quälerei und weil ich diese Rucksäcke unsäglich hässlich und unnütz finde, ist das für mich keine Alternative.
Ich besitze einen kleinen Schweizer Rücksack aus einem festen Gewebe mit Lederriemen. Der zwingt mich dazu mich zu beschränken und kann daher nicht übermäßig schwer werden. Er hat eine ganz vernünftige „Ökobilanz“ und er ist auch weniger hässlich als die knallbunten Plastikmonster. Mein Ehrgeiz war nun in diesem Rucksack alles unterzubringen, was ich für eine kleine Reise mit meiner Tochter brauche. Kleidung, die etwa für eine Woche reicht, Waschzeug, Wegverpflegung, und auch ein paar Spielsachen.
Spielsachen, so meine Befürchtung, würde ein ziemliches Problem werden, denn es ist nicht leicht mit einer Dreijährigen über diesen Punkt zu verhandeln. Aber, oh Wunder, es war gar kein Problem. Ich stellte meinen Rucksack und ihren ganz kleinen auf den Boden und erklärte ihr, dass alles, was wir mitnehmen wollten, da reinpassen müsse. Sie war ganz leicht davon zu überzeugen, dass sie beim Spielzeug auswählen müsse, dass wir nur ein paar Vorlesebücher mitnehmen können und dass wir nur einen Teil der Kleidung brauchen werden. Schnell hatten wir die Taschen gepackt und liefen bester Laune und ohne schweres und sperriges Gepäck zum Bahnhof.
Und auch vor der Zugfahrt braucht man keine Angst zu haben. Ich hatte griffbereit ein Stickspiel, ein Vorlesebuch und Uno-Karten. Buch und Karten kamen gar nicht zum Einsatz. Sie stickte etwas, aber im Grunde ist eine Zugfahrt so spannend, dass fünf Stunden auch ohne Extrabeschäftigung kein Problem sind.
Wenn man länger verreisen möchte, braucht man übrigens nicht mehr Gepäck. In der Regel lässt es sich nämlich einrichten, dass man zwischendurch wäscht.

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