Ein Pressetermin ist doch eine spannende Angelegenheit. Film- und Fototermine gehen einher mit allen möglichen Einstellungen, die wegen Licht oder Dingen, die unbemerkt im Bild stehen, häufig wiederholt werden. Teilweise hält man dann stundenlang irgendwelche Wasserkannen oder gusseiserne Bratpfannen in die Höhe oder von sich weg, bis man einen Tennisellenbogen bekommt. Oder man muss sich so in die gewünschte Perspektive reinverdrehen, dass in der nächsten Jogastunde die „Heuschrecke“ allenfalls ein müdes Lächeln hervorruft. Ich glaube, wenn hauptberufliche Fotomodelle ein Shooting hinter sich haben, merken sie am Abend auch was sie getan haben.
Das Gute daran war, dass es mir wahrlich nicht schwer viel zu lächeln, weil es wirklich unterhaltsam war.
Mit den Ergebnissen bin ich auch ganz zufrieden; ich werde sie nach und nach unter ‚Presse‘ einstellen.
Auch die Reaktionen waren sehr positiv. Manche Nachfragen zeigten aber, dass nicht allen klar wurde, was ich mit dem Diogenes-Projekt beabsichtige. Zunächsteinmal ist es kein Aussteigerprojekt. Es ist mir vollkommen bewusst, dass so ziemlich jeder Obdachlose mit sehr wenig auskommen muss. Das ist aber keine freiwillige Beschränkung, um die Lebensqualität zu heben, sondern [meistens] höchst unfreiwilliger Mangel, der die Lebensqualität auslöscht. Dass es eine ganze Anzahl an Kommunen oder Aussteigern gibt, die fernab der [meist als böse oder zumindest irgendwie schlecht empfundenen] Gesellschaft einen alternativen Gegenentwurf in Bauwagen, ja sogar in Erdlöchern leben, ist mir auch bekannt. Ist aber für dieses Projekt nicht wichtig, da ich keinen Gegenentwurf ausprobieren möchte. Ich suche vielmehr nach Impulsen für die gewöhnliche, gesellschaftliche Mitte. Es geht um Alternativen, mit denen durch [quantitativ] weniger aber [qualitativ] besseren Konsum nachhaltige Lebensformen bei höherer Lebensqualität entwickelt werden können.
Es geht mir ferner nicht darum, Ideen in einer Art „Mission“ zu verbreiten. Ich möchte ausprobieren, vergleichen und diskutieren. Ich glaube auch, dass ich im Verlauf des Projektes eine Menge dazulerne [wie von einem Experiment zu erwarten ist]. Auch weiß ich, dass ich diese Fragen nicht als erster stelle [es heißt Diogenes – Projekt]. Ludwig Erhard hat schon während des Wirtschaftswunders auf die Notwendigkeit dieser Fragen hingewiesen. Erich Fromm hat 1970 Vorlesungen zu diesem Thema gehalten [vgl. ‚Hintergründe‘]. Und doch ist der Begriff „Suffizienz“, der bei google gerade einmal lächerliche 66.000 Treffer landet und hier als „Genügsamkeit“ verstanden wird, nicht eben verbreitet in unserer Gesellschaft. Dabei ist die Suffizienz wesentlicher Bestandteil der Nachhaltigkeit. Deshalb müssen diese Fragen neu gestellt die Ideen neu diskutiert und ausprobiert werden.
Eine Antwort zu “… und an dem danach.”